Cirrus 4.24
Mein subjektiver Bericht (ich versuche nahe an die Objektivität zu gelangen), soll hauptsächlich die Unterschiede vom alten Cirrus 3.24 zu dem neuen Cirrus 4.24 aufzeigen. Da ich mit dem alten Cirrus 86 Flüge habe, sollte mir ein Vergleich möglich sein.

Warum ich den Cirrus 4.24 geflogen bin, kann ich eigentlich so recht nicht sagen. Das Testprotokoll weißt ihn als anspruchsvollen Schirm aus (im Vergleich zum Cirrus 3.24). Ausserdem bin ich mit meinem Cirrus 3 sehr zufrieden und er ist nach 86 Flügen immer noch super in Schuss (gute Behandlung vorausgesetzt). Und im Vergleich zu einem Magic 3 S (Daniel) und einem Omega 6 geht meine Kiste immer noch besser, und ich habe noch die höheren Sicherheitsreserven ;-))

Nichtsdestotrotz hab ich den Cirrus 4.24 in 2 Stunden Bodenhandling kennengelernt und war skeptisch. Im Vergleich zu meinem Schirm musste ich mich mehr umstellen, als ich gedacht hätte. Der neue Cirrus neigt dazu, dass Steuerimpulse nur mit Unterlaufen gut umgesetzt werden. Der Schirm ist etwas leichter als der alte Cirrus und er hat „nur“ 67 Zellen (Cirrus 3 75 Zellen). Die dünnen Tragegurte sind etwas gewöhnungsbedürftig. Der Magnetclip ist gegen Druckknöpfe für die Steuergriffe ausgetauscht worden. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Gallerieleinen sind nicht ummantelt. Beim Leinensortieren musste ich ein wenig mehr aufpassen als bei meinem alten Cirrus. Die Steuerdrücke sind sehr angenehm und ein gutes Stück leichter im Vergleich zum Cirrus 3. Der Stall erfolgt einige Zentimeter früher, die Steuerdrücke werden vorher aber deutlich härter, jedoch nicht so hart wie beim Cirrus 3. Es sind auf allen Ebenen durchgängige Zugentlastungsbänder angebracht.

Der Cirrus 4 besitzt sehr gute Starteigenschaften (vor- u. rückwärts). Leider werden die Schirme von Swing generell mit kurzen (aber nicht zu kurzen) Steuerwegen geliefert. Aus diesem Grund kommt es öfters zum „hängenbleiben“ beim Rückwärtsstart mit überkreuzten Steuerleinen. Nach dem Verlängern der Steuerwege um ~10 cm war der Schirm bedeutend besser zu Starten und das Bodenhandling machte auch mehr spaß. Da ich immer mit „gewickelten Steuerleinen“ fliege, kam mir das Verlängern der Steuerleinden ebenfalls entgegen (ansonsten wären die Steuerleinen zu kurz zum Wickeln).

In der Luft fiel mir sofort die sehr große Wendigkeit des Schirms auf. Schon wenige Zentimeter Zug an den Steuerleinen quittiert der Flügel mit Richtungsänderung, die sehr eng aber auch mit Einsatz des Gewichts schön flach erfolgen können. Ebenso ist leichtes Anbremsen der Aussenbremse für genaues Zentrieren sinnvoll. Trotz der Wendigkeit giert er nicht nervös, sondern leitet die Kurve spurtreu ein. Er ist nochmal ein gutes Stück wendiger als der Cirrus 3. Laut Aussage von Kerstin arbeitet der Flügel in unruhiger Luft. Dies machte sich aber für mich nicht sonderlich bermerkbar. Insgesamt konnte ich den Cirrus 4 um die 10 Stunden in Annecy probefliegen. Die Bedingungen waren teils sehr ruppig (verblasene Thermik, Leebärte, wechselhafter überregionaler Wind). Der Schirm teilt über die Steuerleinen sehr gut mit, was gerade in der Luft passiert. Wegen den leichten Steuerdrücken musste ich mich erst umstellen. Beim aktiven Fliegen in unruhiger Luft wollte ich den Schirm auf keinen Fall durch schnelle Steuerleinenbewegungen überziehen. Beim Cirrus 3 ist das versehentliche Überziehen bei unruhiger Luft kaum möglich, da i.d.R. immer harte Steuerdrücke herrschen. Das meint wohl Swing mit „.....die diesen Schirm feinfühlig am Leistungslimit bewegen können“, die Betonung liegt auf „feinfühlig“. Im Trimmspeed ist der Schirm nochmal schneller als der Cirrus 3, die Polare beim beschleunigten Flug zeigen minimales Sinken bei maximalem Speed. Jaja, ich weiß, was soll das jetzt wieder heißen. Da die meisten Flüge bei thermischen Bedingungen stattfanden, möchte ich nur sagen, dass das maximale Sinken bei Vollgas nie über 3 m ging, und ich oft um die 2 m sinken bei über 50km/h hatte. Generell muss ich sagen, daß ich noch nie so oft mit Speed geflogen bin wie mit diesem Schirm. Die Kraft zum Betätigen des Beschleunigers ist ebenfalls sehr angenehm und geringer als beim Cirrus 3. Ich hatte nie ein ungutes Gefühl beim beschleunigten Fliegen. Aber wie sagt Kerstin immer: „Bei Vollgas bin ich immer nochmal um 100% konzentrierter wie bei Trimmspeed“. Dem kann ich nichts hinzufügen. Allein der letzte Flug dauerte über 3,5 Stunden (über 100km geflogene Strecke) und verlief im Feld der Nordic Open. Aus diesem Grund konnte ich sehr gut Vergleiche mit den anderen Schirmen wie UP (Trango, Targa), Advance (Omega 6, Sigma 6), Skywalk (Posion), Gin (Zoom) anstellen. Im Gleiten (Speed und Sinken) geht der Cirrus 4 „wie die Sau“. Die Thermikeigenschaften sind dank seiner Wendigkeit sehr gut. Er hat einen guten Biss und lässt sich fantastisch in der Thermik drehen. Als kleines Manko muss ich sagen, dass der Cirrus 3 seitl. Aufwindquellen durch den Steuerdruck einen Tick besser anzeigt wie der Cirrus 4

Die Ohren öffnenen selbstständig beim Cirrus 4, beim Cirrus 3 ist da schon heftiges Anbremsen notwendig. In der Steilspirale lässt sich der Cirrus 4 sehr feinfühlig fliegen. Er geht schon nach wenig Schräglage in die Spirale, ohne markant abzukippen. In der Spirale lässt er sich noch besser fliegen wie sein Vorgänger. Zum B-Stall kann ich nichts sagen, den Stall finde ich bei Hochleistern nicht besonders sinnvoll. Laut Betriebsanleitung ist er aber ohne besondere Merkmale fliegbar.


Einsteiger in die 2-3’er Klasse würde ich diesen Schirm nicht empfehlen, was von Swing auch nicht beabsichtigt ist. Aber Piloten, die viel Leistung, gute Qualität und auch Sicherheitsreserven im 2-3’er Bereich wollen, sollten diesen Schirm probefliegen. Ich bin sicher, daß der Schirm eine wahre Freude für den Piloten ist.